Body & Soul

Sonnenstrahlen: Gute-Laune-Macher mit Risiken?

Die Sonne verwöhnt uns mit Wärme und Energie. Aber wie viel Sonnenlicht ist gut für uns? Psychologin Viola Windgassen erklärt die Wirkung von Sonnenstrahlen auf Körper und Gemüt.

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Mit Freunden baden gehen, im Liegestuhl sonnen und die Natur in vollen Zügen genießen. Scheint die Sonne, steigt die Laune. Kein Wunder, dass der Sommer für die meisten Menschen die schönste Zeit des Jahres ist. Im Herbst und Winter dagegen kämpfen viele mit Antriebslosigkeit. Die Tage werden kürzer, die Sonne lässt sich seltener blicken. Sie ist hinter Nebel und immer dicker werdenden Wolkenschleiern versteckt.

Aber wie viel Sonnenstrahlung braucht der Körper und wie viel verträgt er? Viola Windgassen ist Psychologin und systemische Familientherapeutin. Sie erklärt den Einfluss der Sonne auf das Gemüt und verrät, was gegen den „Winter Blues“ hilft.

#BeatYesterday.org: Eine vermeintlich simple Frage zu Beginn: Warum brauchen wir die Sonne?

Viola Windgassen: Die Sonne spendet uns Energie, ohne die das Leben, so wie wir es kennen, nicht möglich wäre. Das Sonnenlicht lässt Pflanzen wachsen und erwärmt den Planeten. Sie ist unser Lebenselixier.

#BeatYesterday.org: Wie wirken sich Licht und Wärme auf unseren Organismus aus?

Viola Windgassen: Der Mensch, der sich übrigens im warmen Süden entwickelt hat, nimmt seine Umwelt primär über die Augen wahr. Diese brauchen Helligkeit und sind nicht für die Dunkelheit ausgelegt. Deshalb schlafen wir nachts und sind am Tag aktiv.

Abgesehen davon: Fast jeder kennt das stimmungshebende Gefühl, nach einem langen Winter endlich wieder mit Sonnenschein und Vogelgezwitscher aufzuwachen. Im Frühling und Sommer blühen Körper und Geist förmlich auf.

Viola Windgassen

Viola Windgassen wurde 1985 in München geboren. Während ihres Psychologiestudiums entschied sie sich, systemische Therapeutin zu werden. Nach ihrem Abschluss sammelte sie Erfahrungen bei beruflichen Stationen in einer psychiatrischen Klinik sowie einer systemischen Praxis. Seit 2019 arbeitet sie teilselbstständig in einem Praxisraum in München und bietet systemische Beratung sowie Einzel- und Familientherapien an.

Portrait von Viola Windgassen
© Viola Windgassen

#BeatYesterday.org: Welche Ursachen stecken hinter diesen Gute-Laune-Machern?

Viola Windgassen: Der Tag-Nacht-Rhythmus im Sommer entspricht mehr unserer inneren Uhr, als es im Winter der Fall ist. Wenn es morgens früher hell wird, werden wir schneller wach. Das hängt damit zusammen, dass die Ausschüttung von Melatonin, einem Schlafhormon, unterdrückt wird. Wenn es dunkel wird, schüttet der Körper das Schlafhormon wieder aus und wir werden müde. Zudem wird durch Sonneneinstrahlung auf der Haut Vitamin D gebildet. Das ist gesund und sorgt für gute Laune.

#BeatYesterday.org: Warum empfinden wir den Sommer noch als so angenehm?

Viola Windgassen: Der Sommer fühlt sich für die meisten Menschen nach mehr Freiheit an, viele haben positive Assoziationen mit Urlaub, Sommerferien und freier Zeit.

Die warmen Monate erlauben mehr Spontanität und ein lebendigeres Sozialleben. Das Aktivitätslevel und die Bereitschaft, etwas zu erleben, nehmen zu. Ein Treffen mit Freunden und Familie am See oder ein Konzert im Freien bereiten mehr Vergnügen, als drinnen zu hocken. Es gibt weniger räumliche und zeitliche Begrenzungen. Anstatt Schal, Mütze und Handschuhe anzuziehen, muss man nur in Sandalen schlüpfen. Wir sind lieber an der frischen Luft und bleiben dort auch länger.

Junge Frau genießt die Sonne am Stand
Gefühl von Freiheit: Der Sommer bietet uns die Möglichkeit, länger draußen zu sein und mehr zu erleben. © JohanJK / iStock / Getty Images Plus

#BeatYesterday.org: Stimmt. Wenn ich die Daten meiner Garmin-Uhr über das Jahr betrachte, bin ich im Sommer aktiver als im Winter. Was passiert mit unserem Körper im Herbst und Winter?

Viola Windgassen: Unsere Vorfahren stammen aus wärmeren Klimazonen, weshalb unsere Biologie nicht auf den Licht- und Sonnenmangel des nördlichen Winterhalbjahres eingerichtet ist. Das Aufstehen fällt schwerer, wir sind inaktiver. Die Problematik verstärkt sich zusätzlich, wenn wir uns ständig in geschlossenen Räumen aufhalten und künstlichem Licht ausgesetzt sind.

#BeatYesterday.org: Welche Auswirkungen haben künstliches Licht und das Drinnensein auf unseren Körper?

Viola Windgassen: Künstliches Licht am Abend, so wie wir es im Winter verstärkt brauchen, behindert die natürliche Vorbereitung auf die Schlafphase. Die künstlichen Lichtquellen am Morgen bringen hingegen nur einen unzureichenden Reiz für die Aktivierung am Tag.

Das kann zu unruhigem oder zu weniger Schlaf führen. Auf Dauer sind Leistungsabfall, Reizbarkeit sowie psychische oder physische Erkrankungen möglich. Besonders betroffen sind Personen, die in Schichtarbeit tätig sind.

Experten vermuten außerdem einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und dem Auftreten von Depressionen.

#BeatYesterday.org: Kaum nähert sich der Winter, klagen viele Menschen über Antriebslosigkeit. Was versteht man unter dem „Winter Blues”?

Viola Windgassen: Beim „Winter Blues“ fühlen wir uns etwas antriebsloser als sonst, die Stimmung ist gedrückt und das Rausgehen fällt schwerer. Der Alltag geht jedoch weitgehend normal weiter.

#BeatYesterday.org: Wann mündet der „Winter Blues“ in eine Winterdepression?

Viola Windgassen: Wenn die Symptome zunehmend als belastend empfunden werden und länger als zwei Wochen anhalten, kann es sich um eine saisonal abhängige Depression handeln. In diesem Fall sollte eine Abklärung beim Hausarzt beziehungsweise bei einem Psychotherapeuten stattfinden, damit eine Behandlung eingeleitet werden kann.

Mann geht draußen mit seinem Hund spazieren
Trotz Kälte vor die Tür: Auch in den dunklen Monaten sollte Bewegung an der frischen Luft nicht zu kurz kommen. © svetikd / E+ / Getty Images Plus

#BeatYesterday.org: Damit eine Depression gar nicht erst entsteht: Wie können wir gegen die winterliche Verstimmung ankämpfen?

Viola Windgassen: Selbstfürsorge steht weit oben, sowohl für die Psyche als auch für den Körper. Der Winter ist für viele die Zeit der Entschleunigung. Das schlechte Gewissen, bei schönem Wetter faul auf der Couch zu liegen, kennen viele. Im Winter erlaubt man sich eher ruhige Abende mit Tee und einer guten Serie oder einem Buch. Für das körperliche Wohlbefinden sollte Bewegung nicht zu kurz kommen, wenn möglich an der frischen Luft. Gesunde und ausgewogene Ernährung ist zudem ein wichtiger Faktor, um die Stimmung stabil zu halten.

#BeatYesterday.org: Wie sollten wir fehlende Sonnenstrahlen in den dunklen Monaten kompensieren?

Viola Windgassen: Trotz Kälte oder unangenehmen Wetters sollte jeder regelmäßig vor die Tür gehen. Ein Spaziergang in der Mittagspause oder ein längerer Ausflug am Wochenende können die Stimmung aufhellen. Wer kann, sollte mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder das Auto weiter weg vom Arbeitsplatz parken und damit einen Spaziergang einplanen.

Außerdem ist mehr Zeit für Hobbys, die drinnen stattfinden. Ein gemeinsamer Koch- oder Serienabend mit Freunden kann den Gedanken an eine laue Sommernacht ersetzen. Manchmal hilft es auch, sich bewusst in eine sommerliche Stimmung zu bringen. Das erzeugt Glücksgefühle. Urlaubsbilder ansehen, die liebste Sommermusik hören oder ein wenig Sonnencreme im Gesicht auftragen – das alles macht die Wintermonate erträglicher und steigert die Vorfreude auf die warme Jahreszeit.

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